Im Herzen Kolumbiens, im Tiefland zwischen Bogotá und Medellín, liegt die kleine Farm Las Mercedes. Eingebettet zwischen Tafelbergen beherbergt sie einen der letzten „Bosques Secos Tropicales“ der ganzen Zentralregion. Der tropische Trockenwald ist voll sprudelnder Quellen, geschützter Pflanzen und Heimat vieler bedrohter Tiere.
Doch diese Idylle könnte bald vernichtet werden. Abholzung und intensive Weidewirtschaft bedrohen ganze Landstriche. Das wollen die Künstler*innen Emmerich Weissenberger und Nora Ruzsics, die Forscher*innen Alfred Strigl und Sylvia Brenzel und ihre kolumbianischen Partner verhindern. Das Team am Österreichischen Institut für Nachhaltige Entwicklung arbeitet für den Erhalt dieser magisch-schönen Welt.
Gemeinsam mit Dominik Schmitz und der Universität für Bodenkultur Wien gründeten sie das Klimaschutz- und Kunstprojekt auf einer Kernfläche von über 550 Hektar. Die Stiftung „Fundación Las Mercedes – Reserva Natural de las Aguas” mit Sitz in Bogotá dient als Drehscheibe.
Mit den Menschen vor Ort, den Ganaderos, den Kleinbauern und der indianischen Urbevölkerung entwickelt sie Schritt für Schritt ein Modell für eine zukunftsfähige Landnutzung. Statt Kühen weiden kleine Büffelherden zwischen den Bäumen. Denn Büffel sind optimal angepasst, verbessern das Bodenleben und die Artenvielfalt. Eine Baumschule zur Wiederaufforstung dient der Agroforstwirtschaft. Die tropischen Waldgärten stiften Freude und Nutzen für Menschen und Wildtiere.
Nora Ruzsics und Emmerich Weissenberger verstehen dies als ihr künstlerisches Credo. Sie führen Josef Beuys‘ „soziale Plastik“ oder Michelangelo Pistolettos‘ „Terzo Paradiso“ aktiv weiter.
Mit Hilfe der Universität für Bodenkultur Wien, der Universidad Javeriana de Bogotá, der Fundación Iguaraya und dem indigenen Volk der Arhuacos, wuchs die Schutzfläche vom ersten Kerngebiet auf über 18.000 Hektar ums Dreissigfache an. Nun werden auch Flächen im Norden Kolumbiens einbezogen.
Die Arbeit von Las Mercedes baut auf vier Säulen. Das Projekt ist ein Kunstprojekt. Hier wird eine geträumte Vision zur tatsächlichen Wirklichkeit. Zweitens ist das Projekt ein Forschungsprojekt. In Kooperation mit Universitäten werden Klima-, Wald- und Wasserschutz aktiv betrieben. Drittens ist Las Mercedes wirtschaftlich ausgerichtet. Es zeigt vor, dass Umweltschutz und ökonomisches Kalkül Hand in Hand gehen können. Und viertens ist das Projekt ein Sozialprojekt, das unmittelbar mit den Menschen am guten Leben für alle arbeitet – am „buen vivir“.
Letztlich geht es, so die Künstler*innen und Forscher*innen, um die Entdeckung und die immerwährende Wiederentdeckung von Schönheit, Wahrhaftigkeit und Güte.